Zum Inhalt springen
  • Über uns

    Die Deutsche CLL Studiengruppe (DCLLSG) wurde 1996 gegründet, um die Diagnostik und Therapie der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL) im Rahmen kontrollierter prospektiver Studien zu optimieren.

    Geschichte

    Kooperationen

    Struktur

    Team

    Stellenangebote

    PUBLIKATIONEN

    Hier haben Sie Zugang zu allen veröffentlichten Publikationen seit 1996.

    NEWS
  • Professionals

    Unsere Website richtet sich an medizinische Professionals: Die DCLLSG organisiert und führt klinische Studien der Phasen 1-3 durch, um neue Behandlungsstrategien für CLL zu entwickeln und zu bewerten.

    Diese Studien sind essenziell, um die Wirksamkeit und Sicherheit neuer Therapien zu testen und bestehende Behandlungsmethoden zu verbessern.

    Bestandteil vieler klinischer DCLLSG-Studien sind Forschungsprojekte zu Grundlagenforschung zum Verständnis der Krankheitsentstehung, zur Identifizierung von Angriffszielen für neue Therapien und vieles mehr.

    Klinische Leitlinien / Therapieempfehlungen

    Diagnostische Kriterien / Tools

    Forschungsergebnisse

    Verlaufskontrolle

    Fortbildungsmöglichkeiten / CME-Angebote

    Beratung und Konsile

  • Studien

    Die DCLLSG verfolgt die Strategie einer individualisierten, also für die Patienten maßgeschneiderten Behandlung der CLL. Diese ist abhängig vom Krankheitsstadium, der körperlichen Fitness, den Begleiterkrankungen und dem genetischen Risiko der Patienten.

    Ziel ist die konsequente Optimierung der Therapie der CLL.

    Alle Studien

    Studien „Geplant“

    Studien „Aktiv“

    Studien „Geschlossen“

    DCLLSG Register

    Susar Download

  • Publikationen
  • Betroffene

    Hier finden Sie zahlreiche nützliche Informationen über die chronische lymphatische Leukämie (CLL), die T-Prolymphozyten-Leukämie (T-PLL) und die Richter-Transformation. Manches wird vielleicht unverständlich für Sie sein – hier sollten Sie Ihren Arzt hinzuziehen.

    Diese Informationen sollen dazu dienen, Ihnen die wichtigsten Dinge im Zusammenhang mit dieser Erkrankung zu erklären.

    Krankheitsbild

    Teilnahme an Studien

    Spezial-Sprechstunden

    Patientenbeistand & -vertretung

    Forschungsprojekte mit Blut/Gewebeproben

    Hilfreiche Links

    Videos

  • Kontakt
  • Über uns
    • Team
    • Struktur
    • News
  • Publikationen
  • Professionals
    • Diagnostische Kriterien / Tools
    • Verlaufskontrolle
    • Fortbildungsmöglichkeiten / CME-Angebote
  • Betroffene
    • Krankheitsbild
    • Teilnahme an Studien
    • Spezial-Sprechstunden
    • Hilfreiche Links
    • Patientenbeistand und -vertretung
    • Videos
    • Forschungsprojekte
      mit Blut- und Gewebeproben
  • Alle Studien
  • Kontakt
  • Über uns
    • Team
    • Struktur
    • News
  • Publikationen
  • Professionals
    • Diagnostische Kriterien / Tools
    • Verlaufskontrolle
    • Fortbildungsmöglichkeiten / CME-Angebote
  • Betroffene
    • Krankheitsbild
    • Teilnahme an Studien
    • Spezial-Sprechstunden
    • Hilfreiche Links
    • Patientenbeistand und -vertretung
    • Videos
    • Forschungsprojekte
      mit Blut- und Gewebeproben
  • Alle Studien
  • Kontakt

Krankheitsbild

Chronische lymphatische Leukämie

Autoren: Prof. Dr. med. Michael Hallek, Dr. med. Anna Fink, Dr. med. Nadine Kutsch, PD Dr. Petra Langerbeins
letzte Aktualisierung: 10.11.2025

Die chronische lymphatische Leukämie (CLL) ist eine Erkrankung, bei der im Blut, aber auch in den Lymphknoten, der Milz, der Leber und im Knochenmark bösartig veränderte B-Lymphozyten gefunden werden. Die B-Lymphozyten gehören zu den weißen Blutzellen und sind normalerweise im Körper für die Abwehr von Krankheiten und Fremdstoffen zuständig.

Damit ist die CLL eine Erkrankung des lymphatischen Systems und wird zu den laut WHO-Klassifikation mehr als 100 verschiedenen Lymphom-Arten gezählt. Kennzeichnend für die CLL ist ihr häufig langsamer, schleichender Verlauf, weshalb die Erkrankung als chronisch bezeichnet wird. Im Gegensatz zu den meisten anderen Lymphomen verläuft die CLL immer leukämisch, das heißt, die Lymphomzellen lassen sich vor allem in großer Anzahl im Blut nachweisen. 

Zeigen sich die Zellen überwiegend in den Lymphknoten und weniger im Blut, handelt es sich um ein sogenanntes kleinzelliges lymphozytisches Lymphom, das aufgrund seines englischen Namens (engl. small lymphocytic lymphoma) auch mit den Buchstaben SLL abgekürzt wird. Die CLL und die SLL sind zwei Ausprägungen der gleichen Erkrankung und werden in gleicher Weise behandelt.

Was ist eine chronische lymphatische Leukämie (CLL)?

Experte: Dr. med. Othman Al-Sawaf
Ein Informationsprojekt der Deutschen CLL Studiengruppe (DCLLSG), das gemeinsam mit dem Kompetenznetz Maligne Lymphome e.V. entwickelt wurde.

Wissenschaftliche Leitung:
Prof. Dr. med. Barbara Eichhorst
Prof. Dr. med. Michael Hallek
Dr. med. Petra Langerbeins
Dr. med. Nadine Kutsch

Redaktion & Kommunikation: Silke Hellmich

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Vimeo. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen
Inhalt entsperren Erforderlichen Service akzeptieren und Inhalte entsperren

  • Häufigkeit/ Ursache
  • Symptome
  • Diagnostik
  • Histologie
  • Stadien
  • Therapie
  • Richter Transformation
  • Nebenwirkungen
  • Nachsorge
  • Ausblick
  • LIteratur

Häufigkeit & Ursache

Nach aktuellen Angaben des Robert-Koch-Instituts erkranken jedes Jahr rund 6.000 Menschen in Deutschland an einer chronischen lymphatischen Leukämie. Die CLL gehört zu den fünf häufigsten Lymphomen und ist die häufigste Leukämie (30 % aller Leukämien) in Europa und Nordamerika. Betroffene, bei denen eine CLL erstmals diagnostiziert wird, sind im Durchschnitt 73 Jahre alt.

Das Risiko, eine CLL zu entwickeln, nimmt mit dem Lebensalter zu. Aufgrund routinemäßiger Blutuntersuchungen wird sie aber zunehmend auch bei jüngeren Menschen diagnostiziert. Männer erkranken fast doppelt so häufig wie Frauen.


Die Ursachen dieser Erkrankung sind weitgehend unbekannt. Eine CLL wird im Laufe des Lebens erworben, kann aber nicht direkt vererbt werden. Dennoch scheinen genetische Faktoren eine Rolle zu spielen. So haben die Kinder von CLL-Erkrankten ein erhöhtes Risiko, später selbst an einer CLL zu erkranken.

Ebenso haben Umweltfaktoren einen Einfluss auf die Entstehung der Erkrankung, eine CLL kann daher für berufliche Kontakte mit Benzol, Homologe oder anderen aromatischen Kohlenwasserstoffe oder deren Derivate als Berufskrankheit anerkannt werden.


Dennoch gibt es keine klar umrissenen Risikogruppen oder ein Risikoverhalten, durch das die Erkrankung begünstigt wird. Erst zukünftige Studien werden sicher klären können, inwieweit weitere Umweltfaktoren die Entstehung einer CLL begünstigen.

Symptome

Die Symptome und der Verlauf einer CLL sind individuell sehr verschieden. Da die Erkrankung meist schleichend beginnt und langsam voranschreitet, wird die CLL oft zufällig bei einer routinemäßigen Untersuchung des Blutes festgestellt, ohne dass diese Erkrankung bereits konkrete Beschwerden verursacht.

Erkrankte in fortgeschritteneren Stadien bemerken manchmal Schwellungen der Lymphknoten, teilweise können Leber- und Milzvergrößerungen ertastet werden

.Mit fortgeschrittener Erkrankung können Patientinnen und so genannte B-Symptome wie Fieber, Nachtschweiß und Gewichtsverlust entwickeln. Ständig wiederkehrende Infekte, Müdigkeit und das Nachlassen der allgemeinen Leistungsfähigkeit können ebenfalls mit einer CLL einhergehen.

Diagnostik

Besteht der Verdacht auf eine CLL, so werden eine Reihe diagnostischer Untersuchungen durchgeführt. Sie dienen zur Absicherung der Diagnose und zur Therapieplanung. Weiterhin ermöglichen sie es, das Krankheitsstadium zu erfassen, die Prognose abzuschätzen und mögliche Komplikationen einzuschätzen.

Sicherung der Diagnose

Besteht aufgrund einer andauernden Erhöhung der Leukozyten (= weiße Blutkörperchen), insbesondere der Lymphozyten (= Leukozyten, die an der Immunabwehr beteiligt sind) der Verdacht auf eine CLL, so ist eine genaue Untersuchung des Blutes erforderlich. Mittels einer »Immunphänotypisierung« der Leukämiezellen können auf den Zelloberflächen die für eine CLL charakteristischen Merkmale bestimmt werden. Die CLL gilt als gesichert, wenn die Anzahl der veränderten B-Lymphozyten im Blut mehr als 5.000 pro Mikroliter (= 5.000/μl) beträgt und diese das für die CLL typische Oberflächenprofil (unter anderem CD5, CD19, CD20 und CD23) aufweisen.

Die Entfernung eines Lymphknotens ist nur notwendig, wenn eine Abgrenzung der CLL von anderen Non-Hodgkin-Lymphomen durch die Blutuntersuchung nicht gelingt. Um Ursachen von Blutbildabweichungen wie zum Beispiel Anämien (= Blutarmut) abklären zu können, kann in Einzelfällen eine Knochenmarksuntersuchung notwendig sein.

Um das Krankheitsstadium bestimmen zu können, müssen neben dem Blutbild auch die Lymphknotenregionen sowie die Leber- und Milzgröße beurteilt werden. Maßgeblich hierfür ist der sorgfältige Tastbefund bei der körperlichen Untersuchung. Bildgebende Untersuchungen sind für die Diagnose einer CLL nicht notwendig. Sie können aber in Einzelfällen veranlasst werden, um festzustellen, wie stark sich die Erkrankung ausgebreitet hat (konventionelles Röntgen, Ultraschall, ggf. Computertomografie (CT)).

Histologie

Bei einer chronischen lymphatischen Leukämie finden sich im Blut, Knochenmark und oft auch in den Lymphknoten viele gleichartig veränderte B-Lymphozyten (eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen). Diese Zellen sehen unter dem Mikroskop reif aus, funktionieren aber nicht richtig. Im Knochenmark verdrängen sie die gesunde Blutbildung, und in Lymphknoten können sie dichte Zellansammlungen bilden.

Sonderformen der CLL

Von der CLL werden die sogenannte monoklonale B-Zell-Lymphozytose (MBL), das kleinzellige lymphozytische Lymphom (SLL) und weitere seltenere Differentialdiagnosen abgegrenzt: Von einer MBL spricht man, wenn die Lymphozytenzahl im Blut unter 5000/µl beträgt (im Gegensatz zur CLL, bei der die Lymphozytenzahl im Blut bei Diagnosestellung über 5000/µl liegen muss) und darüber hinaus keine Lymphknoten- oder Milzvergrößerung, keine B-Symptome sowie keine Zytopenien vorliegen. Aus einer MBL kann sich später eine CLL entwickeln.

Sonderformen der CLL

Besteht eine Vergrößerung von Lymphknoten oder der Milz aufgrund eines Befalls von CLL-typischen Zellen ohne dass die Lymphozytenzahl im Blut über 5000/µl liegt, spricht man von einem SLL, der sogenannten aleukämischen Verlaufsform der CLL. Eine Prolymphozytenleukämie (PLL) liegt vor, wenn im Blut und im lymphatischen Gewebe Prolymphozyten überwiegen (>55% aller Lymphozyten). Die LGL-Leukämie ist nicht mit der CLL verwandt und durch große granuläre T-Lymphozyten (large granular lymphocytes) charakterisiert. Die so genannte Richter-Transformation ist eine Sonderform der CLL, bei der sich die chronische Leukämie zu einem aggressiven Lymphom weiterentwickelt.

Stadien & Risikofaktoren

Festlegen des Krankheitsstadiums

Die Angabe des Krankheitsstadiums erfolgt in Europa im Rahmen der Binet-Klassifikation (Stadium Binet A, B oder C) und basiert auf einer Blutabnahme und der körperlichen Untersuchung.

StadiumAnzahl befallener lymphatischer Regionen
(Hals, Achsel, Leiste, Milz, Leber)
HämoglobinThrombozyten
A< 3 Regionen befallen≥ 10 g/dl≥ 100 × 103/μl
B≥ 3 Regionen befallen≥ 10 g/dl≥ 100 × 103/μl
Cirrelevant< 10 g/dl oder < 100 × 103/μl
krankheitsbild_risikofaktoren_zeichnung_1

Risikofaktoren

Eine CLL kann in sehr unterschiedlichen Verlaufsformen auftreten. Um den Krankheitsverlauf einzelner Erkrankter besser abschätzen und entsprechende Behandlungsansätze auswählen zu können, wurden in den letzten Jahren eine Reihe von Prognosefaktoren ermittelt.

Unter anderen wird dabei auch das Genmaterial der CLL-Zellen untersucht. Mit einer Kombination von fünf wesentlichen Prognosefaktoren (= Internationaler Prognostischer CLL-lndex, CLL-IPI) lässt sich ein erhöhtes Risiko für einen raschen Verlauf berechnen:

• Alter über 65 Jahre
• fortgeschrittenes Stadium nach Binet oder Rai
• erhöhtes Serum-ß2 -Mikroglobulin
• del (17p) oder Mutation von TP53
• unmutiertes IGVH-Gen

Die Aussagekraft weiterer Prognosefaktoren, insbesondere unter Behandlung mit den zielgerichteten Therapien, ist wissenschaftlich noch nicht vollständig abgesichert und wird weiterhin in klinischen Studien überprüft.

17p-Deletion und TP53-Mutation

Eine besondere Situation ist der Verlust eines bestimmten Genabschnittes, die so genannte 17p-Deletion, durch die das Tumorsuppressorgen TP53 in CLL-Zellen fehlt.
Manchmal kann auch das TP53-Gen selbst defekt sein, ohne dass der gesamte 17p-Genabschnitt fehlt (TP53-Mutation). Der vom TP53-Gen kodierte Tumorsuppressor p53 wirkt normalerweise hemmend auf die Zellteilung. Fällt er aus, so führt dies in der Regel zu einem raschen Fortschreiten der CLL.

Die Behandlung mit den zielgerichteten Medikamenten hat  für Patienten mit einer 17p-Deletion oder TP53-Mutation zu einem deutlich verbesserten Therapieerfolg geführt, weitere Behandlungsmöglichkeiten  werden in klinischen Studien untersucht.

Einschätzung der Komplikationsgefahr

Bei der Erstdiagnose einer CLL und vor Beginn einer Behandlung werden alle Begleiterkrankungen (z.B. Bluthochdruck, Diabetes mellitus) sorgfältig erfasst und verschiedene Blutwerte (Elektrolyte, Kreatinin, Harnstoff, Harnsäure, Bilirubin, Transaminasen) bestimmt. Dies dient dazu, mit der Krankheit verknüpfte Komplikationen zu erkennen und die körperliche Fitness des Patienten richtig einzuschätzen.

Zur Erfassung eines Antikörpermangels bei erhöhter Infektneigung können die Immunglobuline im Blut gemessen. Weitere Bluttests dienen dazu, eine aktive oder durchgemachte Infektion mit Hepatitisviren oder dem Human Immune Deficiency Virus (HIV) auszuschließen.

Therapie

Wie wird die CLL behandelt?

Obwohl die CLL eine ernsthafte Erkrankung ist, können viele Erkrankte aufgrund des langsamen Verlaufs mehrere Jahre ohne Therapie und ohne größere Einschränkungen mit dieser Krankheit leben. Ob und wie im einzelnen behandelt wird, hängt vom Krankheitsstadium, dem Krankheitsverlauf, eventuell vorhandenen Risikofaktoren und dem körperlichen Allgemeinzustand der Erkrankten ab:

„Watch and Wait”:

CLL-Erkrankte in frühen Stadien (Binet A/B), die keine krankheitsbedingten Beschwerden haben, werden meist über viele Jahre hinweg Rahmen nicht behandelt (watch & wait). In Studien konnte wiederholt gezeigt werden, dass eine frühzeitigere Therapie keinen Überlebensvorteil gegenüber dem abwartenden Verhalten bringt. Daher stellt die Watch & Wait-Strategie weiterhin das Standardvorgehen dar.
Die CLL sollte aber durch in regelmäßigen Abständen durch Untersuchungen (Blutbild, körperliche Untersuchung) überwacht werden.

Medikamentöse Therapien:

Betroffene mit fortgeschrittenem Stadium (Binet C) oder mit krankheitsbedingten Symptomen (z.B. Müdigkeit, Gewichtsverlust, gehäufte Infektionen, starker Nachtschweiß), die einen erheblichen Verlust an Lebensqualität verursachen, werden behandelt. In den letzten Jahren haben sich die Therapiemöglichkeiten für die CLL weiterentwickelt. Inzwischen werden sogenannte zielgerichtete Therapien (englisch targeted therapies) eingesetzt und kaum mehr Chemotherapien.

Im Gegensatz zur Chemotherapie schädigen zielgerichtete Therapien nicht alle sich teilenden Zellen. Sie greifen gezielt in den Teilungszyklus der CLL- Zellen ein, indem sie deren Signalwege hemmen.

Die Behandlung der CLL hängt stark von dem  individuellen Krankheitsverlauf und Allgemeinzustand sowie von spezifischen genetischen Merkmalen der Leukämiezellen ab. Bei der Auswahl der Therapie werden auch die erwarteten Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten berücksichtigt. Daher ist eine enge Zusammenarbeit mit einem hämatologischen Spezialisten unerlässlich, um die bestmögliche Therapie zu finden.

Für die zielgerichtete Therapie stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung. Sie gehören zu den Gruppen der sogenannten Signalwegehemmer und Antikörper.

Signalwegehemmer

Signalwegehemmer sind Medikamente, die Botenstoffe innerhalb der CLL-Zellen so blockieren, dass sich diese nicht mehr teilen und vermehren können. Signalwegehemmer dringen in die Zellen ein, blockieren den Informationsfluss in der Zelle und sorgen dafür, dass diese abstirbt.

Die Medikamente greifen an unterschiedlichen Stellen der Krebszellen an. Die zur Behandlung der CLL zugelassenen BTK-Hemmer Ibrutinib, Acalabrutinib, Zanubrutinib und Pirtobrutinib hemmen das BTK-Enzym (BTK steht für Bruton-Tyrosinkinase) in den B-Lymphozyten. 

Dadurch werden Wachstumssignale und das Nistverhalten der malignen Lymphozyten unterbrochen. Die Krebszellen wandern aus den Lymphknoten und der Milz ins periphere Blut und sterben dort ab. Die Erkrankung wird dadurch aufgehalten.

Der Signalwegehemmer Venetoclax hingegen bindet an ein Eiweiß namens Bcl-2, welches für das verlängerte Überleben von CLL-Zellen verantwortlich ist. Wird das Eiweiß blockiert, sterben die Krebszellen und die Erkrankung wird zurückgedrängt.

Antikörper

Die B-Lymphozyten und damit auch die CLL-Zellen tragen ein spezielles Merkmal auf ihrer Oberfläche (CD20). CD20-Antikörper binden an diese Struktur auf der Oberfläche der Krebszelle, die daraufhin abstirbt. Die Therapie mit Venetoclax und in selteneren Fällen mit BTK-Hemmern wird daher mit einem CD20-Antikörper (z. B. Obinutuzumab, Rituximab) kombiniert.
 

Wie läuft die zielgerichtete Therapie ab?

BTK-Hemmer als dauerhafte Monotherapie

BTK-Hemmer gibt es als Tablette oder Kapsel. Sie können die Medikamente täglich von zu Hause aus einnehmen und verbringen somit auch weniger Zeit in der Arztpraxis. Wenn sie alleine (als Monotherapie) verordnet werden, werden diese Medikamente dauerhaft eingenommen, auch über mehrere Jahre, solange sie wirken und gut vertragen werden. Bei bestimmten Nebenwirkungen kann die Dosis verringert werden oder ein Wechsel auf einen anderen BTK-Hemmer sinnvoll sein.

Venetoclax + Obinutuzumab zeitlich begrenzt

Venetoclax erhalten Sie täglich als Tablette für zwölf Monate. Da Venetoclax zu einem schnellen und unter Umständen lebensbedrohlichen Zerfall der CLL-Zellen führen kann, wird die Medikamentendosis schrittweise erhöht. Zu Beginn der Medikamenteneinnahme wird Ihnen häufiger Blut abgenommen. Damit lässt sich eine Schädigung der Nieren durch „Zellzerfall“ vermeiden beziehungsweise rechtzeitig erkennen. Haben Sie die Zieldosis erreicht, können Sie die Tabletten dann ohne gehäufte Blutentnahmen täglich einnehmen.

Die ersten sechs Monate wird Venetoclax mit dem anti-CD20-Antikörper Obinutuzumab kombiniert. Obinutuzumab erhalten Sie als Flüssigkeit in eine Vene (Infusion). Im ersten Zyklus wird der Antikörper dreimal in wöchentlichen Abständen gegeben, ab dem zweiten Zyklus dann nur noch alle 28 Tage.

Ibrutinib oder Acalabrutinib + Venetoclax zeitlich begrenzt

Als weitere Option können BTK-Inhibitor (Ibrutinib oder Acalabrutinib) und Venetoclax kombiniert für einen festgelegten Zeitraum von meist 14 bis 15 Monaten verabreicht werden. Die Dosis von Venetoclax wird dabei schrittweise erhöht. Diese Kombination ist eine rein orale (= Tabletten) Therapie.

Allogene Stammzelltransplantation

Die Übertragung von Stammzellen eines verwandten oder nicht verwandten Spenders (allogene Stammzelltransplantation) wird aufgrund ihrer hohen Risiken und Nebenwirkungen nur in sehr seltenen Fällen durchgeführt.

Andere Therapieverfahren

Andere Therapieverfahren (z.B. Operation oder Strahlentherapie) haben bei der Behandlung einer CLL nur eine geringe Bedeutung. Die Behandlung mit CAR-T-Zellen (siehe auch KML-Broschüre zur CAR-T-Zell-Therapie) ist bei der CLL derzeit nur innerhalb von Studien möglich, da es keine zugelassenen CAR-T-Zellprodukte für die CLL gibt.

Richter Transformation

Bei einigen Erkrankten (etwa 10 Prozent) beginnt die CLL, sich nach und nach in ein anderes Lymphom zu entwickeln, oft auch in eine schneller wachsende Form, zum Beispiel in ein diffus großzelliges B-Zell-Lymphom (DLBCL). Dieser Übergang wird als Richter-Transformation bezeichnet. 

Symptome für eine solche Transformation sind zum Beispiel die Zunahme von
B-Symptomen sowie eine deutliche Schwellung von Lymphknoten und Milz. 
Bei einem Verdacht auf eine Richter-Transformation sind weitere Untersuchungen nötig, wie z.B. die Entnahme eines Lymphknotens oder weitere Blut­unter­suchungen.

Nebenwirkungen & Spätfolgen

Zielgerichtete Therapien sind deutlich verträglicher als Chemotherapien. Dennoch können auch diese medikamentösen Krebstherapien Nebenwirkungen verursachen.

Häufige Nebenwirkungen sind:

•  Durchfall
•  Muskel-, Kopf- und Gelenkschmerzen
•  Hautausschlag
•  Schwindel
•  Müdigkeit / Fatigue
•  Bluthochdruck
•  Blutungen bzw. Hauteinblutungen
•  Allergische Reaktion mit Fieber und Schüttelfrost
•  Zahl der weißen Blutzellen ist verringert
•  Blutarmut – Zahl der roten Blutzellen ist verringert
•  Zahl der Blutplättchen ist verringert
•  Infektionen

Seltener treten Herzrhythmusstörungen auf und / oder es kommt zu einem raschen Zerfall von Krebszellen, der Nieren und Herz schädigen kann (Tumorlysesyndrom).

Nebenwirkungen treten überwiegend zu Beginn der Behandlung auf. Hat der Körper sich an die Medikamente gewöhnt, werden diese meist besser vertragen. Bestimmte Nebenwirkungen entwickeln sich jedoch auch erst über die Zeit. Bleiben Sie daher im stetigen Austausch mit Ihrem Behandlungsteam.

Bei BTK-Hemmern ist das Blutungsrisiko erhöht, da die Blutplättchen nicht voll funktionsfähig sind. Daher sollten blutverdünnende Medikamente, wie zum Beispiel Heparin, vermieden werden.

Auch frei zugängliche Medikamente, wie zum Beispiel Johanniskraut oder Fischölkapseln, können zu relevanten Wechselwirkungen mit der medikamentösen Krebstherapie führen. Besprechen Sie daher alle Medikamente, die Sie einnehmen, mit Ihrem Behandlungsteam.

Die Antikörper Obinutuzumab und Rituximab sind vergleichsweise gut verträglich, aber insbesondere während der ersten Infusion kommt es bei einigen Patient:innen zu Fieber und Schüttelfrost. Manche Patient:innen berichten auch über Übelkeit, Schwäche, Kopfschmerzen, Atembeschwerden, Schwellungen im Mund oder Rachenraum und Hautausschlag. Diese Beschwerden beginnen und enden meist innerhalb der Zeit, in der die Infusion durchläuft und können durch Zusatzmedikamente gut behandelt werden.

Ursache dieser Nebenwirkungen kann die Überempfindlichkeit gegen den aus Eiweiß bestehenden Antikörper sein. Bei Betroffenen mit einer großen Tumorlast (= viele Lymphomzellen im Körper) treten die Nebenwirkungen auch bedingt dadurch auf, dass durch den Antikörper in relativ kurzer Zeit große Mengen von Tumorzellbestandteilen im Körper freigesetzt werden. Diese Beschwerden würden dann von Behandlung zu Behandlung abnehmen, da auch die Menge der Tumorzellen kontinuierlich im Verlauf der Therapie abnimmt.

Ihr Arzt wird Sie in jedem Fall vor Beginn einer Therapie über mögliche Nebenwirkungen aufklären und Ihnen erläutern, worauf Sie achten sollten. Treten bei Ihnen Nebenwirkungen auf, besprechen Sie immer mit ihm, was Sie dagegen tun können. Vielleicht muss die Therapie unterbrochen oder die Dosis verringert werden. Falls die Nebenwirkungen zu schwerwiegend sind, muss die Behandlung abgebrochen werden.

Nachsorge

An jede Behandlung der CLL schließt sich die Nachbeobachtung an: Zur exakten Dokumentation des Behandlungseffekts sind sorgfältige körperliche Untersuchungen, Blut- und Knochenmarkuntersuchungen sowie eventuell auch bildgebende Verfahren wie eine Röntgen­untersuchung, Ultraschall oder eine Computertomographie notwendig.

Innerhalb klinischer Studien werden zunehmend spezielle Labormethoden eingesetzt (Immunphänotypisierung, Polymerase-Kettenreaktion), um auch nur wenige, im Körper verbliebene Leukämiezellen nachzuweisen (so genannte Bestimmung der minimalen Resterkrankung, MRD).

Wenn die klinischen Kriterien eines Rückfalls oder Fortschreitens (Progression) der CLL erfüllt sind, muss eine erneute Behandlung begonnen werden, bei der meistens ein alternatives Therapieregime eingesetzt wird.
Die MRD-Diagnostik sollte nur in klinischen Studien zur Indikations­stellung herangezogen werden. Außerhalb von Studien hat die MRD-Diagnostik bislang einen eher geringen Stellenwert.

Ausblick

Bevor neue Behandlungsverfahren und Medikamente routinemäßig zum Einsatz kommen, müssen sie umfangreiche und gründliche Prüfungen überstehen. Klinische Studien (Therapiestudien) überprüfen, ob und wie neue Therapien wirken. Bereits zugelassene Behandlungen werden in sogenannten Therapieoptimierungsstudien weiter untersucht.

Neue Behandlungswege oder neue Medikamente sind meist das Ergebnis systematischer wissenschaftlicher Puzzlearbeit. Häufig gleicht die Entwicklung einem Geduldsspiel. Von der ersten wissenschaftlichen Erkenntnis bis zum fertigen Medikament vergehen oft viele Jahre, und immer wieder erfüllen Medikamente am Ende nicht die Hoffnung, die man anfangs in sie gesetzt hat. Dennoch ist die klinische Studie der einzige Weg, die Medizin in diesem Bereich weiterzuentwickeln, und häufig der einzig seriöse Weg eine Behandlung mit neuen, noch nicht zugelassenen Medikamenten oder Verfahren durchzuführen.

Neue Therapien müssen in Deutschland strenge Vorschriften erfüllen und festgelegte Zulassungsverfahren durchlaufen, bevor sie auf breiter Basis am Kranken angewendet werden dürfen. Denn die Behandlung einzelner Patienten kann zwar erste Erfahrungen vermitteln – verallgemeinern lassen diese sich jedoch nicht. Der Grund: Jeder Patient ist anders, und dieselbe Erkrankung kann ganz unterschiedlich verlaufen. Einzelerfahrungen können deshalb immer auch ein Zufallsergebnis sein.

Erst wenn eine ausreichend große Zahl von Menschen mit der gleichen Krankheit unter den gleichen Bedingungen behandelt worden ist, lässt sich die Wirksamkeit eines Medikaments oder eines Verfahrens seriös beurteilen.
In klinischen Studien werden daher Therapien an einer größeren Anzahl von Patienten statistisch geplant, systematisch überprüft und sorgfältig ausgewertet. Nur so kann zuverlässig festgestellt werden, wie wirksam und wie verträglich Medikamente oder Verfahren wirklich sind.

Klinische Studien sind sicher

Viele Betroffene werden von ihrem Arzt gefragt, ob sie bereit sind, an einer Studie teilzunehmen. Manche zögern, da sie befürchten, dass gefährliche Verfahren oder Medikamente an ihnen als einer Art Versuchskaninchen ausprobiert werden. Machen Sie sich darüber keine Sorgen: Die Behandlung in einer klinischen Studie ist sicher, die Betreuung engmaschiger und oft umfangreicher als außerhalb von Studien. Die beteiligten Ärzte und Wissenschaftler tauschen ihre Erfahrungen und Erkenntnisse innerhalb einer Studiengruppe regelmäßig aus, und jede Behandlung wird genau festgehalten.
Nur wenn genügend Patienten an Studien teilnehmen, ist medizinischer Fortschritt möglich. Wenn Sie innerhalb einer Studie behandelt werden, können Sie sicher sein, dass Ihre Therapie sehr gut überwacht wird. Es können sich auch zusätzliche Heilungschancen durch neue Therapiefortschritte ergeben.

Studien der Deutschen CLL Studiengruppe

Die Therapie von Patientinnen und Patienten mit CLL sollte durch niedergelassene oder in Krankenhäusern und Kliniken tätige Fächärzt:innen für Hämatologie und Onkologie erfolgen. Die Behandlung der CLL wurde und wird vor allem mit Hilfe von klinischen Therapiestudien verbessert. Deshalb ist es auch für die Entwicklung zukünftiger Behandlungsstrategien wichtig, dass sich Erkrankte in Studien behandeln lassen. In Deutschland führt die Deutsche CLL Studiengruppe in Kooperation mit vielen Behandlungszentren Studien zur CLL durch und steht darüber hinaus Ärzt:innen und Patient:innen für Beratungen zur Verfügung. Die DCLLSG ist Mitglied im Kompetenznetz maligne Lymphome e.V. (KML).

Detaillierte Informationen zu allen klinischen Studien der Deutschen CLL-Studiengruppe befinden sich im KML-Lymphomstudienregister.

Literatur

Hallek M, Shanafelt TD, Eichhorst B: Chronic lymphocytic leukaemia. Lancet 2018; 391: 1524-37

Hallek M, Cheson BD, Catovsky D, et al.: iwCLL guidelines for diagnosis, indications for treatment, response assessment, and supportive management of CLL. Blood 2018, 131:2745-2760

S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge für Pat. Mit einer CLL – Version 2.0 – Dezember 2024. AWMF-Registernummer: 018-032OL

Fischer K, Hallek M: Optimizing frontline therapy of CLL based on clinical and biological factors. Hematology Am Soc Hematol Educ Program. 2017 Dec 8;2017(1):338-345

The International CLL-IPI working group. An international prognostic index for patients with chronic lymphocytic leukaemia (CLL-IPI): a meta-analysis of individual patient data. Lancet Oncol. 2016 Jun;17(6):779-90

Die Deutsche CLL Studien­gruppe (DCLLSG), ist eine Studiengruppe deutsch­sprachiger Spezialisten auf dem Gebiet der chronischen lymphatischen Leukämie (CLL).

Aktive Studien
  • CLL18 (Rekrutierend)
  • CLL-RT1 (Rekrutierend)
  • CLL16 (Rekrutierend)
  • CLL17
  • CLL2-BZAG
Quick Links
  • Klinische Leitlinien
  • DCLLSG Register
  • Kooperationen
  • Rekrutierung CLL16 Studie
  • Ihr Zugang zu geschützten Dokumenten
  • Klinische Leitlinien
  • DCLLSG Register
  • Kooperationen
  • Rekrutierung CLL16 Studie
  • Ihr Zugang zu geschützten Dokumenten
Kontakt

Postanschrift
Studienzentrale der Deutschen CLL Studiengruppe (DCLLSG)
Klinik I für Innere Medizin
Uniklinik Köln
50924 Köln

  • Mail: cll-studie@uk-koeln.de
  • Tel: +49-(0)221-478-88220
  • Fax: +49-(0)221-478-86886

© 2025 | Impressum | Datenschutz | Sitemap